Am Montag, den 19. November, lockte das VRVienna Meetup mehr als 100 TeilnehmerInnen in die Filmakademie Wien. Der Themenschwerpunkt des Abends lag auf Virtual Reality in der Filmproduktion. Wir haben uns sehr gefreut einen tieferen Einblick in die VR Filmproduktion zu bekommen und nun darüber berichten zu können.
Das Meetup startete um 18:30 Uhr; wir wurden mit Getränken und kleinen Snacks empfangen. Die Atmosphäre war locker und freundlich. Man fühlte sich sofort wohl und die Organisatorinnen haben alle sehr herzlich willkommen.
Nach kurzem Smalltalk mit anderen TeilnehmerInnen ging es los und die Podiumsgäste berichteten über ihre Erfahrungen in der VR Filmproduktion.
Hier eine kurze Zusammenfassung der Vortragenden:
- Barney Steel (Mitgründer des Londoner Studios Marshmallow Laser Feast): Sein Unternehmen stellt unter anderem VR Multimedia her. Er gab einen kurzen Einblick in seine Projekte.
- Sebastian Brauneis & Stefanie Schmitt: Stefanie Schmitt ist Dramaturgin und Dozentin an der Universität Wien. Sebastian Brauneis ist ein österreichischer Regisseur (Zauberer, Sendung ohne Namen), der sich nun auch in das Gebiet VR Filmmaking getraut hat. Die beiden stellten uns das „Virtuelle Theater“ vor. Brauneis hat mit Inside Lieutenant Gustl (nach Motiven von Arthur Schnitzler) eine virtuelle Theater-Erfahrung geschaffen. In dieser Produktion können ZuseherInnen die Welt des jungen Lieutenants in einer neuen Dimension erleben.
- Sebastian Endler (Amilux film) ist Kameramann und wirkte bei VR Produktionen wie Ballavita (von Gerda Leopold) mit. Er berichtete unter anderem von Problemen, die beim Filmen von 360° Inhalten auftauchen. Das Filmen von 360°-Projekten sei sehr aufwändig, vor allem bei on-location Dreharbeiten. Deswegen bevorzugt er Studioaufnahmen. Des Weiteren war das Stitching (Zusammenfügen des Videomaterials) eine sehr große Herausforderung für ihn.
- Virgil Widrich & Martin Reinhart (von tx-reverse): erzählten von technischen Veränderungen, die sie beim Filmen von VR Inhalten durchführten. Mittels ihrer eigens entwickelten Filmtechnik tx-transform schaffen sie es Raum und Zeit so zu vertauschen, dass ein Vorher-Nachher-Effekt im 360° Bild entsteht. Das führt dazu, dass Körper, die während der Aufnahme in Bewegung waren, verschwommen dargestellt werden. Dieser Vortrag war etwas schwieriger für mich als Technik-Laien und VR-Anfänger zu verstehen. Um sich dies besser vorstellen zu können, besucht man am besten folgende Website: https://www.widrichfilm.com/projekte/tx-reverse
- Martin Stegmayer & Axel Dietrich sind im Gebiet der Location-based VR tätig. Sie haben zusammen eine Geisterbahn im Wiener Prater (The Clown) mit VR-Inhalten bespielt. BesucherInnen setzen sich eine VR-Brille auf, in der gruselige Inhalte abgespielt und erlebt werden, gleichzeitig fahren sie durch die Geisterbahn. Die große Schwierigkeit hierbei war, das VR-Erlebnis exakt auf die Bewegungsabläufe der Geisterbahnfahrt abzustimmen.
Nach diesen informativen Vorträgen folgte eine Podiumsdiskussion und eine kurze Q&A-Session. So sieht Sebastian Brauneis VR nicht als Ersatz von 2D oder 3D Filmen, sondern vielmehr als eine Ergänzung. Mittels VR wird eine neue Erfahrung für ZuseherInnen geschaffen, mit der man tiefer in die Perspektive von Figuren eintauchen kann.
Sebastian Endler beschreibt VR als eine Art Traum, in dem man in eine neue Welt teleportiert und automatisch Teil des Films wird. Es gibt somit keine physische und emotionale Barriere zwischen ZuseherInnen und dem Filmwerk.
Des Weiteren wurde veranschaulicht, dass es die technologischen Voraussetzungen für VR schon seit einigen Jahren gibt, wir aber immer noch am Anfang stehen. Denn VR ist bis jetzt immer noch eine Innovation, die hauptsächlich out-of-home genutzt wird und nicht zum Alltag von VerbraucherInnen gehört. Erwähnenswert ist jedoch das Potenzial von pornographischen VR-Inhalten. So gibt es laut Experten schon einschlägige Geschäftsmodelle in diesem Bereich.
Insgesamt gab es auf dem Meetup sehr viel interessanten Gesprächsstoff rund um das Thema VR. Lobenswert sind die informativen Vorträge der kompetenten VR-ExpertInnen. Allerdings ist zu bedenken, dass die Vorträge, meiner Meinung nach, einiges an VR-Grundwissen und Verständnis voraussetzen. Das Meetup war sehr gut strukturiert und organisiert (trotz der nicht ausreichend vorhandenen Sitzplätze für TeilnehmerInnen). Eine sehr hervorragend Idee war auch die VR Experience Corner, in der man VR Brillen ausprobieren konnte und einen Einblick in die Arbeiten der VR Experten erlangen konnte.
Wer Interesse hat bei einem VR Meetup einmal selbst dabei zu sein und ExpertInnen rund um das Thema VR kennenzulernen, sollte die Website https://www.meetup.com/de-DE/VRVienna/ im Auge behalten!